Der Campus

Zur Radtour vom So, 07.08.11 fehlen mir selbstverschuldet noch ein paar Bilder, also ziehe ich mal eine Artikel zu meinem neuen Zuhause, dem Campus der National Tsing Hua University (sprich „Tsching Huà“) in Hsinchu vor. Ich denke der Campus ist sehr schön grün und liefert einige sehenswerte Impressionen. Zusätzlich hat die NTHU noch ein lustiges Spielzeug mit Googlemaps eingerichtet. Viel Spaß beim Angucken! Der Radtour-Eintrag kommt vermutlich morgen oder übermorgen. Und da wir das letzte WE in Taipeh verbracht habe, wird es auch dazu vllt. Ende der Woche einen weitere Eintrag geben.

Hier zunächst eine Übersichtskarte mit grober Lage der jeweiligen Motive. Darunter zum neidisch werden ein weiteres Bild aus dem Internet.

Tipp zum besseren Nachverfolgen: Rechtsklick auf die Campuskarte -> Link in neuem/r Tab/Registerkarte öffnen; so spart man sich das Hochscrollen und kann trotzdem immer mal gucken, wo sich die Lokalität den befindet.

1 Einfahrt zur NTHU, hinter dem großen Gebäude nach kurz rechts geschaut liefert die 2. Geradeaus weiter in Richtung des großen Sees und dann zurück geblickt liefert 3 und 4.

5-9 sind Impressionen rund um den See, welcher zwei Inseln, einige Pavillons und diverse schöne Plätze zum Entspannen bietet. Diese kleine Parkanlage ist so schick, dass sie von allen möglichen Hochzeitspaaren genutzt wird, um schöne Aufnahmen zu bekommen. In der Stadt rings um den Campus sind solche Plätze nämlich Mangelware. Auf Bild 9 sieht man die Terrasse, die wir bisher einmal zum gemütlichen Biertrinken genutzt haben und sicher noch öfter nutzen werden. Im diesem Gebäude befindet sich eine von drei Kantinen, sowie ein Schreibwaren-, Buch- und Fan-Artikelladen. Einkaufsmöglichkeiten mit Öffnungszeiten bis 23 Uhr unter der Woche gibt’s hier einigte - sogar ein Brillengeschäft!

Geht man am Teich vorbei so gelangt man an eine steile Treppe, die zu den Unterkünften der Jungs führt. Von oben kann man auf den See und ein großes Gebäude links hinter dem Campuseingang schauen, welches das „alte“ Büro meines Betreuers enthält. Abb. 13 zeigt ein modernes Wohnheimgebäude, indem wir leider NICHT wohnen, weil es noch gebaut wird. Wäre ja auch zu schön gewesen…

…denn mein Wohnheim ist zwar architektonisch wertvoll mit seinen vier schmalen hohen Gebäuden, aber sonst nicht so der Renner. Im Campusplan ist es recht gut zu erkennen (Nr. 85). Das neue Wohnheim ist noch nicht eingezeichnet. Bild 18 zeigt einen Blick in unseren Gang in der untersten Etage eine dieser vier Gebäudeteile. An beiden Gangenden sind die Brandschutztüren stets offen, damit man nicht den langen Weg durch den offiziellen Eingang (15) nach hinten in ein Mittelgebäude mit Fahrstuhl und Treppen und von dort nach links die Verbindungsgänge (16, 17) nehmen muss. Am hinteren Ende des Ganges befindet sich links mein Zimmer und davor das Bad mit zwei Waschbecken, WC und Dusche, welches sich immer die beiden angrenzenden Zimmer teilen. Pro Gang gibt es links und rechts je vier Zimmer und je zwei Bäder. Mein Zimmer und das Bad konntet ihr im letzten Eintrag schon beäugen. Viele Gebäude werden hier schmal gebaut, bzw. besitzen einen Innenhof, damit jedes Zimmer eine Außenseite hat, an der dessen Klimaanlage befestigt werden kann. An globale Lösungen wie eine/wenige große Anlagen für besseren Wirkungsgrad oder solare Kühlung für optimales Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage denkt hier keiner. Vllt. hat sich noch keiner die Mühe gemacht, Erfahrungswerte aufzunehmen, um den Bedarf abschätzen und so eine Anlage richtig dimensionieren zu können. Fragen über Fragen…

Weil es grad so zu meiner geliebten Meckerei passt: Klimaanlagen werden bei i.d.R. 35 °C Außentemperatur auf 20, teilweise gar 18 °C eingestellt, damit man auch wirklich verreckt, wenn man dort im T-Shirt sitzt muss oder nachher rausgeht direkt erschlagen wird. Vllt. soll das auch die hier schwächelnden Märkte für Pullover, Socken, lange Hosen, Schals, Grippe-Medikamente stärken sowie gleichzeitig die Stromkonzerne stützen. Ich denke sicher viel zu engstirnig. Selbst wenn die Taiwaner das scheinbar aushalten, ist es auch ökologisch wenig vorteilhaft, so übertrieben runter zu kühlen. Bei dem komischen Wind der Anlagen empfinde ich 23 bis 25 °C als optimal. Beim Schlafen lieber wärmer als mit Erkältung aufzuwachen. Man schwitzt so oder so, wenn man nicht gerade auf einer Metallplatte schläft.

Die nächste Station ist das Mädchenwohnheim (20, 21), welches wie die anderen auch, durch einen „Burggraben“ (22) von der Außenwelt getrennt ist. Stacheldraht und mit Glasscherben besetzte Mauern (kein Witz!!!) beschützen die Insassen vor den Jungs, die sehnsüchtig davor stehen und nicht hinein dürfen (23). Das Gefängnis wird natürlich 24/7 von einer Wärterin bewacht. Jungs und Mädels dürfen einander nicht im Wohnheim besuchen, aber komischerweise gibt es bei uns keine wirkliche Wache… Bzw. sie ist sinnlos, weil alle Türen und Sicherheitssysteme der Bequemlichkeit halber (für Studenten, Reinigungskräfte, Hausmeister usw.) überbrückst sind und jeder rein und rausgehen kann, wie er mag.

24 bis 31 zeigen die tollen Sportanlagen, die hier jeder Campus (auch der der benachbarten NCTU) besitzt. Da kann in D eigentlich kaum jemand mithalten. Schwimmen kostet nicht einmal 50 Cent und man darf den ganzen Tag in der Halle bleiben. Die Außenanlagen kosten gar nix und man darf sie nutzen, sofern kein Uni-Team gerade dort trainieren will. Auch eine Kletterwand gibt es!!! Beim Fußball-Team kann man jeden Tag von 15-19 Uhr (!) mitmachen, wie man mag.

Auf 36-43 ist ein kleiner Abstecher in den Dr.-Mei-Gedächtnispark zu sehen. Er war einer der Initiatoren des Mei-Chu-Turniers, dem jährlichen Sportwettkampf mit der angrenzenden National ChiaoTung University. Die Nummerierung ist mir etwas durcheinander geraten, also nicht verwirren lassen!

Am Mädchenwohnheim vorbei kann man das Gebäude des Sicherheitsservices mit Wasserstofftankstelle bewundern und noch ein Stückchen weiter kommt der „Atomteich“, in der Nähe eines Forschungsreaktors.

32 zeigt das Physik-Gebäude (da habe ich nix drin zu tun), welches oben aussieht wie eine Ruine. 33-35 der Beginn einer kleinen Tour zu den Randgebieten des Campus, wenn man rechts am Atomteich vorbei der Straße den Berg hinauf folgt.

Am entfernteste Punk des Campus ist das TSMC-Gebäude (für alle Halbleiterfans!) für Technologie Management (48) und ein weiterer Eingang (49), den wir wohl nie benutzen werden. Das Ganze ist so abgelegen, dass ein Bus dahin pendelt.

Meine Tour fortsetzend habe ich den Fußweg vermieden, weil er mir zu sehr an den Dschungel (52) grenzte und ich nicht unbedingt von irgendwas angesprungen werden wollte, das ich mit Flip-Flops nicht tot kriege! „ALARM FÜR COBRA 11“ hat sich zum Trendspruch entwickelt, seit wir gehört haben, dass schon mal solche Viechers auf dem Campus gesichtet wurden. Für den wenig Wünschenswerten Fall dieses Feindkontaktes wird mein Blog-Eintrag genau diesen Namen tragen. Wie auf der Übersichtsklarte zu sehen, ist da hinten einfach nur purer Wald und man könnte kleineren asphaltierten Wegen hinein folgen, aber mein Entdecker-Ehrgeiz hielt sich arg in Grenzen. Vllt. später einmal mit festem Schuhwerk, Begleitung und idealerweise Schusswaffen :-D. Bei einem Blick nach rechts über den Berg (55) sieht man die Gebäude der NCTU. Roller sind in weiten teilen der Campus scheinbar verboten, wodurch deutlich weniger Smog in der Luft ist als in der Stadt. Hinter dem Parkplatz (53) in der Ferne erkennt man links wieder das neue Wohnheim... ja, das Schöne, in dem wir NICHT sind!

Zum Schluss noch verschiedene Bilders ohne Ortsangabe:

  • Stets offenen Müllcontainern, in die mal kein Glas, kein Plastik und eig. gar nix reinwerfen darf. Drinnen findet sich trotzdem alles, da es auch keinen Alternativ-Container gibt.
  • Anschlüsse am Wasserboiler: zwei Metallschläuche für Warm- und Kaltwasser, ein solider „Gartenschlauch“ für das Gas. In D bedeutet das Knast für den Vermieter, hier Nervenkitzel auch beim Schlafen :-D
  • Meine chinesische Tastatur. Anordnung der Tasten wie auf der Englischen, aber mehr wirre Zeichen zur Ablenkung dazu. Mit deutscher Spracheinstellung kann man vernünftig schreiben, auch wenn man die Sonderzeichen manchmal etwas suchen muss, da die Tasten nicht mit der Ausgabe übereinstimmen. (Ich erwarte förmlich die Frauen-Fragen, wieso man eine externe Tastatur braucht… :-D)
  • Mein Studentenausweise, mit dem ich in Bussen, U-Bahnen sowie 7-Eleven-Läden und vielen mehr in ganz Taiwan bezahlen kann, wenn ich Geld drauf lade. Nur in der Mensa geht es komischerweise nicht. Daheim ist’s genau andersrum.
  • In der Mensa gibt es viele kleine Stände von verschiedenen Betreibern, die alle verschiedene Essen anbieten. Es sind zwar immer die gleichen, aber dafür sorgt die Vielzahl dafür, dass es nicht eintönig wird. In Deutschland hat man 3-4 Essen, die aber täglich wechseln. Auch hier muss man Deutschland nicht vermissen.
  • Die lustige Statue zeigt uns Mitteleuropäern, wie man die hiesigen WCs korrekt benutzt. Glücklicherweise haben wir im Wohnheim „Normale“ und ich kann mir die Denkerpose sparen.

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Kommentare: 8
  • #1

    Brodly (Montag, 15 August 2011 14:47)

    Das sind ja mal wieder abgefahrene Eindrücke aus FarEast! Irgendwie finden sich gewisse Parallelen zu den USA wieder: Auch dort herrschte Vielfalt in den Mensen (MCens, Subway, etc.), die Tastatur, die anderes ausspuckte als draufstand und dauernd ratternde Klimaanlagen über deren Wirkungsgrad sich wohl noch nie jemand Gedanken gemacht hat.

    Ist es denn nicht langweilig, wenn die Chickas so abgeschieden eingesperrt werden? Aber Vorlesungen und so besucht man gemeinsam, oder?

    Wenn du das nächste mal mit festen Schuhwerk und Schusswaffen in diesen ominösen Wald joggen gehst, dann vergiss das SixPack Bier nicht! Ich denke, nachdem du dann ein asiatisches Wild erlegt hast, wirst du bestimmt noch auf eine Außenstelle von Ullis Garten treffen und dann ist erstmal ein zünftiges Sushi-Grillerschen mit Grimmi, Manfred, Assi und Co. angesagt ;-)

  • #2

    Joe (Montag, 15 August 2011 15:31)

    Hey Tony,
    ich finde es ja wunderbar, dass du fleißig Bilder machst. Aber so ganz zufrieden bin ich noch nicht. Es gibt bestimmt irgendwo ein paar Quadratmeter die du noch nicht abgelichtet hast :-)
    Vielleicht wäre es praktischer, du würdest eine normale Galerie erstellen und die Bilder jeweils mit einer Beschreibung versehen. Das wäre zumindest in meinem Empfinden deutlich angenehmer.
    Ansonsten würde ich an deiner Stelle mal probieren, wie gut denn das Mädchengefängnis nun wirklich bewacht ist :-) Ich verrate dann auch nichts deiner Freundin. Kannst es mir ja einfach hier im Blog schreiben.

    Genies die Zeit dort unten!

  • #3

    Tony (Montag, 15 August 2011 16:49)

    Is halt noch bissl suboptimal, wegen des vielen Textes und dervielen krassen Sachen, die es zu berichten gibt.

    Die Bildergaleriefunktion erlaubt nur sehr kurzen Text und ist für so einen Artikel leider keine Option. Beim Campus in Zwickau bräuchte ich nciht so viele Bilder und das Maximieren aller Bilder bedürfte nicht so viel Zeit wie hier.

    Ich vertröste einfach und sage: In Zukunft gibt's deutlich kürzere Berichte der WE-Trips und dann nutze ich die Bildergalerie für paar Impressionen und dann ist auch alles wieder okay.

    Der Hinweis ist in jedem Fall mehr als nur gerechtfertigt. Ist echt suboptimal.

  • #4

    Micha (Dienstag, 16 August 2011 08:01)

    Freu mich schon auf das Bild von der Schlange...aber bitte eine echte, nicht die Einäugige :S

    Pass auf, wo du Bilder klaust, kann teuer werden :/

  • #5

    nobby (Dienstag, 16 August 2011 17:12)

    Hey Tony!

    Ich kann hier, wie Brodler auch schon sagt, einige Parallelen ziehen, was die Essensversorgung angeht.

    Warum muss ich bei dem Mädcheninternat unweigerlich an Takeshi's Castle denken? :-D Ich fände das zu lustig wenn du mit 100 Taiwanern losrennst und nach den drei Hürden (Burggraben mit Wackelsteinen, Mauer mit Schlupfloch und Hindernislauf über den Stacheldraht) bleiben nur noch 5 übrig üm dann im Finale gegen die böse Wächterin zu kämpfen. Natürlich mit Wasserpistolen und Papierschildchen auf der Stirn. :-D

    Lass uns mal wissen was du so auf Arbeit treibst! Und warum gehst du nicht mal im Atomsee baden?! :-)

  • #6

    Tony (Dienstag, 16 August 2011 17:36)

    Weil meine Eier und das Prügelchen auch so schon enorm groß und (ge)mächtig sind :-D. Außerdem sind Bus ud Bahn in TW nicht so teuer und dafür besser als in D, sodass ich mich nicht wie hier ab Minute 12 fortbewegen muss:
    http://www.southparkstudios.com/full-episodes/s14e03-medicinal-fried-chicken

  • #7

    Brodly (Dienstag, 16 August 2011 17:38)

    ...oder an Fist of Zen!

  • #8

    Maddin aka Jägermeister (Sonntag, 21 August 2011 11:06)

    geile sache .. mach mal bei gelegenheit ein foto vom "denkerposen-klo" - für die gröditzer :-)

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